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Die letzte große Freiheit?

Motorradfahren gilt im Allgemeinen schon als der Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit. Doch für die Freunde des Motocross und des Offroad beginnt die Freiheit erst dort, wo die Straße aufhört. Dort wo die Schotterpisten und die Feldwege darauf warten erkundet zu werden. Hier wo der Stau und der Verkehr ein Ende hat, geht es erst so richtig los. Wir wollen uns heute anschauen, was die Faszination Offroad ausmacht und warum besonders in Deutschland immer mehr Maschinen, die fürs Gelände gebaut sind, verkauft werden.

Die Zulassungsstatistik lügt nicht. Auf Platz Eins liegt eine Enduro, die GS von BMW. Aber auch die Modelle von KTM oder Triumph verkaufen sich prächtig. Auf den Zug aufzuspringen scheint jetzt auch die amerikanische Legende Harley Davidson, seit letztem Sommer gibt es eine Reise-Enduro aus Milwaukee. Etwas das bis vor wenigen Jahren als undenkbar galt, mit Harley Davidson verbindet man schließlich endlos lange Highways auf denen man mit einem Mottorrad gemütlich dem Sonnenuntergang entgegen fährt. Ab jetzt geht es also auch mit der Harley im Gelände über Stock und Stein. Uns soll es recht sein. Als Motorrad-Liebhaber freut man sich schließlich über jede neue Maschine, die wieder neue Träume weckt.

Genau darum geht es oft bei den geländetauglichen Motorrädern. Die meisten der Käufer fahren mit diesen Maschinen auf asphaltierten Straßen und die einzige Schotterpiste, die ihre Enduro jemals nehmen wird, ist die eigene Garageneinfahrt. Haben sich die Käufer nun bei ihrer Motorradwahl geirrt? War die Enduro ein Fehlkauf? Nein! Es gibt hier zwei wesentliche Gründe warum diese Maschinen so beliebt sind. Es ist zum einen die Sitzposition, die unglaublich bequem ist, denn der Fahrer sitzt auf einer Enduro in der Regel aufrecht und das empfinden die meisten als die komfortabelste aller Sitzpositionen. Ein weiterer Grund ist, dass es den meisten Käufern reicht zu wissen, dass sie mit ihrer Maschine, wenn es sein müsste, auch bis ans Ende der Welt fahren könnten. Es hat für viele etwas Beruhigendes, man könnte, wenn man denn nur wollte sofort aufbrechen und bis nach Afrika fahren. Dieser Gedanke gefällt vielen und ist auch etwas auf das die Marketingabteilungen der Hersteller gerne aufbauen. Es ist vermutlich ähnlich wie bei Harley Davidson, deren Chef einst verkündete: „Wir verkaufen keine Motorräder, wir verkaufen ein Lebensgefühl und das Motorrad gibt es gratis dazu“.

Von diesem Hype profitiert natürlich auch die Zubehör-Branche, es gibt für den Endurofahrer selbstverständlich eine ganz eigene und spezielle Bekleidung, der typische Motocross Helm mit Sonnenschild ist nur ein Teil davon. Eigene Marken und Designstile sorgen dafür, dass sie die Fahrer einer Enduro gegenüber den anderen sehr leicht, auch optisch, abgrenzen können. Es ist jedoch nicht immer nur alles Schau, es gibt auch hier die Fahrer, die furchtlos jede noch so schwierige Piste suchen um an ihre eigenen Grenzen gelangen. In den Pyrenäen und besonders in Osteuropa gibt es noch unzählige Pisten die abseits der bekannten Straßen liegen und jedes Jahr tausende Fans des Offroad anlocken. Wer dies einmal erlebt hat, der kann davon nicht mehr genug bekommen. Hier warten noch wahre Abenteuer darauf gelebt zu werden.

Kriegsbemühungen treiben Motorräder voran

Harley-Davidson begann 1915 damit, das US-Militär zu beliefern. Das Unternehmen wurde 1903 gegründet – nur knapp elf Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Indian Motorräder transportierten Mitglieder der amerikanischen Expeditionstruppen und die frühen Harley-Davidson Motorräder dienten zum Kurier- und Informationsdienst. Der legendäre britische Hersteller BSA (Birmingham Small Arms) entwickelte 1903 sein erstes Motorrad und verkaufte ab 1909 ein robustes Motorrad mit 3,5 PS und einem Preis von 250 US-Dollar zur Verwendung im ersten Weltkrieg.

Als die USA 1917 in den Krieg eintraten, übergab Indian seine gesamte Produktion dem Militär. Die Firma ging dabei fast bankrott, da sie zum Selbstkostenpreis verkaufte und die zivilen Ausstellungsräume leer blieben. Harley verfolgte eine andere Strategie. Der Hersteller gab 50 % seiner Produktion an das Militär, während der Rest zum Verkauf an die Zivilbevölkerung ging. Die Harleys wurden von V-Twin-Motoren mit 1000 ccm angetrieben und produzierten 15 PS. Die Strategie ging auf. Viele der Motorräder gingen auch an das holländische und russische Militär, inklusive Modelle, die Waffen oder Tragbahren montiert hatten. Harley-Davidson lieferte etwa ein Drittel der 70.000 vom US-Militär bestellten Maschinen, die restlichen zwei Drittel wurden zwischen den Herstellern Indian und Cleveland aufgeteilt. Von den 26.486 Harleys, die von den USA gekauft wurden, gingen etwa 7.000 nach England und Frankreich, wo sie als Konvoi-, Begleit-, Erkundungs- und Aufklärungsfahrzeuge dienten.

Vom Laufrad zum Motorrad

Die ersten bekannten Versionen eines mit Rädern ausgestatteten und von Menschen angetriebenen Fahrzeugs erschienen lange bevor das Fahrrad zu einer praktischen und populären Transportform wurde. Nach Angaben des „International Bicycle Fund“ (IBF) konstruierte im Jahr 1418 ein italienischer Ingenieur, Giovanni Fontana, ein von Menschen angetriebenes Gerät, das aus vier Rädern und einer Seilschleife bestand. Etwa 400 Jahre nachdem Fontana sein Fahrzeug entwickelt hatte (1813), begann der deutsche Erfinder Karl Freiherr von Drais mit der Arbeit an der Laufmaschine (Draisine) – ein vierrädriges, manuell angetriebenes Fahrzeug, das weder Pedale noch Bremse hatte. Im Jahr 1817 stellte Drais in Mannheim ein Zweirad vor. Ab dann gab es kein Zurück mehr. In den zwei Jahrhunderten danach wurden schätzungsweise eine Milliarde Fahrräder produziert.

Mit Volldampf voraus!

Der Amerikaner Sylvester Roper baute die erste selbstfahrende Zweiradmaschine (Velociped) in den USA. Das dampfbetriebene Fahrrad hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt 1869 in Ropers Heimatstadt Roxbury, Massachusetts. Das Dampffahrrad war ein Publikumsmagnet und Roper tourte für den Rest seines Lebens auf Messen und als Zirkus-Attraktion in Neuengland, um diese und andere Erfindungen zu demonstrieren. Roper starb bei einem Unfall auf einem seiner „Steambikes“ während einer Präsentation. 1885 wurde das erste „tatsächliche“ Motorrad erfunden. Der Reitwagen oder Einspur war ein Kraftfahrzeug von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Es ist allgemein als das erste Motorrad anerkannt. Wegen dieser Erfindung wird Daimler oft als „Vater des Motorrads“ bezeichnet.

Der Vater des Motorrads

Der Status des „Reitwagens“ als erstes Motorrad beruht auf der gängigen Definition eines Motorrads mit einem Verbrennungsmotor. Daimler hatte 1882 im Gartenhäuschen hinter seinem Haus im Stuttgarter Stadtteil Cannstatt eine Versuchswerkstatt eingerichtet. Am 3. April 1885 patentierte er gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Maybach einen kompakten Hochgeschwindigkeits-Einzylindermotor, den er liebevoll „Standuhr“ taufte. Dieser hatte einen Schwimmervergaser und benutzte Pilzventile, die durch die Saugwirkung des Kolben-Einlasshubs geöffnet wurden. Anstatt einer elektrischen Zündung verwendete es Glührohrzündung – ein Platinrohr, das in die Brennkammer lief wurde durch eine externe offene Flamme erhitzt. Es konnte auch mit Leuchtgas betrieben werden. Es verwendete Doppelschwungräder und hatte ein Aluminiumkurbelgehäuse. Das ursprüngliche Design von 1884 verwendet einen Riemenantrieb und Drehgriff am Lenker, welcher die Bremse betätigte Kraft auf das Rad abgab. Ropers Velociped aus den späten 1860er Jahren verwendete eine ähnliche Zwei-Wege-Lenkersteuerung. Der Prototyp von Daimler verwendete einen einfachen Lenker ohne den Drehgriff oder Zahnradverbindung. Das Design wurde am 29. August 1885 patentiert.

Das Original des Reitwagens wurde 1903 im großen Cannstatter Feuer zerstört, das 1903 die Daimler-Motoren-Gesellschaft in Seelberg-Cannstatt dem Erdboden gleichmachte. Es gab danach verschiedene Replikas im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart, im Deutschen Museum in München, in der Honda-Ausstellungshalle des Twin Ring Motegi Werks in Japan, der AMA Motorrad Hall of Fame in Ohio und in Melbourne, Australien. Das Deutsche Museum verlieh 2001 seine Nachbildung an die Guggenheim Las Vegas Kunstausstellung „The Art of the Motorcycle“.

John Boyd Dunlop und der erste pneumatische Gummireifen

Autos und Motorräder wären heute ohne das Genie und den Einfallsreichtum des britischen Erfinders John Boyd Dunlop nicht annähernd das Gleiche. Er entwickelte den ersten kommerziell erhältlichen Gummireifen der Welt. Diese Erfindung ermöglichte es, zuerst bei Fahrrädern und dann Automobilen, ein deutlich verbessertes Komfortniveau für deren Fahrgäste zu vermitteln, während sie über Gelände aller Art fuhren. John Boyd Dunlop nutzte seine Erfindung und gründete die „Dunlop Pneumatic Tire Company“, ein Reifenhersteller und Hersteller von Gummiwaren, der fast 100 Jahre lang in der Top-Liga der Hersteller verblieb, bevor das Unternehmen in den 1980er Jahren verkauft wurde.

Der Erfinder

John Boyd Dunlop wurde am 5. Februar 1840 in Dreghorn, North Ayrshire, Schottland geboren. Er studierte Tiermedizin und praktizierte über zehn Jahre lang sowohl zuhause als auch in der Stadt Downpatrick, Irland. Nach einiger Zeit wechselte er zu einer Privatpraxis in Belfast. Dort machte John Boyd Dunlop 1887 seine wichtigste Entdeckung. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, das Spielzeugdreirad seines Sohnes auf der Oberfläche seines Hinterhofs reibungsloser fahren zu lassen, schuf er das erste praktische und kommerziell nutzbare Beispiel für pneumatische Reifen. Er montierte es auf eine Holzscheibe mit 97 cm Durchmesser und verwendete als Hauptbestandteil Kautschuk. Dann belegte er die Außenkante des Metallrads mit einer dünnen Schicht aus geblasenem Gummi. Das Ergebnis war völlig innovativ. Sowohl sein Dreirad als auch später ein Fahrrad zeigten eine bemerkenswerte Verbesserung der Fähigkeit, jedes Terrain befahren zu können. Dies war mit einer sanfteren Fahrt und dem verringerten Geschwindigkeitsverlust aufgrund des kleineren Widerstands zwischen Boden und Rad möglich. Dunlop gelang es leider nicht, ein Patent für seine Entdeckung zu erhalten, weil der schottische Erfinder Robert William Thomson schon 1847 einen aufblasbaren Reifen patentieren ließ, der jedoch nie kommerziell rentabel war.

Dunlops Lebenswerk

1889 war das Jahr, in dem die Welt von Dunlops gummiartiger Erfindung hörte. Sein Freund Willie Hume profitierte davon und gewann fast alle namhaften Radrennen in diesem Jahr, was Dunlops Luftreifen sehr beliebt machte. Nur ein Jahr später begann Dunlops eigenes Unternehmen mit der kommerziellen Herstellung von Gummireifen und anderen Gummiartikeln – gerade rechtzeitig, um den Ausbau des Straßennetzes voranzutreiben, das in dieser Zeit in ganz Europa und der Welt verstärkt ausgebaut wurde. John Boyd Dunlop verstarb 1921 in Dublin im Alter von 81 Jahren. Er gilt als der Erfinder, der Fahrräder, Motorräder und Autos für alle Oberflächen nutzbar machte. Sein Abbild ist seit 1980 auf der 10-Pfund-Note zu sehen, die in Nordirland verwendet wird.

Flüchtige Leidenschaften und Zweirad-Waffen

Einige Erfinder entwarfen zusätzliche „Verbesserungen“ für das Zweirad. Darunter befanden sich Sonnenschirme, die auch als Segel verwendet werden könnten und deren Anblick erschreckend gewesen sein muss, als diese „Fahrradschiffe“ damals die Landstraßen entlang segelten – und dazu den Windrichtungen ausgesetzt waren. Noch weniger erfolgreiche Gefährte erschienen in Form von Dreirädern, Vierrädern und sogar „Octocyclen“ (Fahrzeuge mit acht Rädern), wobei die verschiedenen Größen das Ladegewicht verbessern sollten. Dies stellte sich für die Fahrer nur als Belastung heraus und so fielen diese interessanten Designs wieder in Ungnade.

Der Zweirad-Boom erreichte Europa ab 1890, als die Öffentlichkeit neue, sichere und benutzerfreundliche Formen der Fortbewegung erwarteten und sich daraus ein rasantes Wachstum der Branche entwickelte. Es kam zu einem natürlichen Übergang vom Fahrrad zum Motorrad, selbst die Namensgebung machte den Entwicklungssprung mit. Das erste Model der Indian Motocycle Co. (1901 bis 1953) aus den USA wurde „Moto-Cycle“ bezeichnet. Das Versehen der noch spindeldürren Fahrradrahmen mit einem Motor war ein logischer Schritt. Als dann die Fahrradproduktion für Sport, Freizeit und den täglichen Transport von den britischen Firmen BSA und Triumph dominiert wurde, waren dies die natürlichen Geburtsstätten für Motorräder.

Auch Kriegsanstrengungen begannen mit motorisierten Fahrrädern. Amerikanische und europäische Armeen verwendeten Motorräder zur Aufklärung und um Nachrichten zu übermitteln. Drei- und vierrädrige Vorrichtungen, Tricycles and Quadricycles, entstanden in allen Größen und zu diversen Zwecken. Das „Motor Scout“ (1889) war mit einem Maxim-Maschinengewehr, 1000 Munitionsrunden und Treibstoff für 120 Meilen ausgestattet. Es wurde vom britischen Hersteller Frederick Reginald Simms entworfen und produziert. Doch das Fahrzeug war natürlich nur in der Lage, auf relativ ebenen Straßen zu fahren. Es konnte holpriges Gelände wie gepflügte Felder nicht so leicht überqueren, was seine Wirksamkeit gegen feindliche Truppen relativierte.

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